Zu einer spannenden, naturkundlichen Erlebnisexkursion hatte der Bürgermeister gemeinsam mit den Naturschutzexperten Ursula und Manfred Braun dieses Mal nach Nochern eingeladen. „Man weiß nie genau, was man alles mit den beiden erlebt und welche Eindrücke man abends mit nach Hause nimmt. Aber sicher ist, dass es lehrreich und vor allem unterhaltsam wird.“, zeigte sich Mike Weiland vor der Erlebnisexkursion erfreut. Seit über fünf Jahrzenten leisten die Brauns Bildungsarbeit und begeistern für alles, was die Natur zu bieten hat. Die pensionierten Lehrer und späteren Naturschutz- und Naturparkreferenten wurden kürzlich als Duo im Rahmen der Veranstaltung "Ehrensache 2025" in Alzey für ihr Engagement rund um den Naturschutz ausgezeichnet - somit ein „ausgezeichnetes“ Expertenteam.

Bei bestem Wetter scharten sich bereits zu Beginn die Kinder um Manfred Braun, denn aus seiner Weste beförderte er das ein oder andere spannende Gefäß zu Tage. Für großes Erstaunen sorgte der in seine Einzelteile zerlegte Rest eines Hirschkäfers. Es war ein Rätsel für alle, wie dieses imposante Tier so enden konnte. Manfred Braun band dabei alle Zuhörer mit ein und stellte selbst oft Fragen, wodurch interessante Gespräche entstanden. Daher war die Überraschung groß, dass der Große Abendsegler, eine einheimische Fledermausart, als Fressfeind des imposanten Insekts auftritt und diesen bis auf die nicht genießbaren Teile (Panzer und Geweih aus Chitin) verspeist.
Im Mittelpunkt der Erlebnisexkursion stand der Ahorn, der in unzähligen Arten auf der ganzen Welt vorkommt. Grundsätzlich, so erklärte Manfred Braun es für alle anschaulich mit seinen Händen, tritt der Ahorn mit drei- oder fünfadrigen Blättern auf. Bei den Blattformen gibt es ebenfalls grundsätzlich zwei Ausprägungen, nämlich rund, spitz oder gezackt. So ergeben sich vier Kombinationen an Blattformen, die als Bergahorn (fünfadrig mit gezacktem Rand), Französischer Ahorn (dreiadrig mit abgerundeten Blättern), Feldahorn (fünfadrig mit glattem Rand) und Spitzahorn (fünfadrig mit langen Blattspitzen) bekannt sind. Diese vier Ahornarten konnten vor Ort bestaunt werden und das ist außergewöhnlich, wie Manfred Braun betont: „Mir ist keine Stelle bekannt, an der diese vier Grundtypen an einem Ort vorkommen, und wir sind wirklich nicht weit gegangen. Das ist schon eine Besonderheit, die ich in all den Jahrzehnten noch nicht erlebt habe.“, sagt der Naturexperte selbst erstaunt.
Die Gruppe wanderte in vielen kleinen Etappen, angeführt von Ursula und Manfred Braun, so auch durch verschiedene Vegetationsgebiete. Es gab die offene Feldflur, in der die Blauflügelige Ödlandschrecke entdeckt wurde. Ebenfalls wurde das Grüne Heupferd, größte einheimische Laubheuschrecke, von flinken Kinderhänden gefasst und anschließend von allen in einem Gefäß angemessen bestaunt. Zuerst hören und dann sehen konnten die Teilnehmer auch den bekannten Nachtigall-Grashüpfer, der durch das Reiben seiner Flügel an die Hinterbeine das gewohnte Zirpen von sich gibt. Beim Aufspüren hat sich Manfred Braun nicht nur auf seine Erfahrung verlassen, denn er hatte einen Ultraschallverstärker bei sich, der auch das weit entfernt produzierte Geräusch für menschliches Gehör wahrnehmbar machte und so die Richtung vorgab. So gelangten die Teilnehmer auch in halbhohes Gras, verbuschte Waldrandgebiete und in ein kleines Wäldchen.
Weiterhin waren die Art und Weise der Fortpflanzung der Flora ein wiederkehrendes Element an allen Stationen. Großen Spaß machte es den Kindern, die Samen des Feldahorns zu suchen, zu finden und anschließend in die Luft zu werfen. Die propellerähnliche Drehbewegung der Samen machte viel Freude und ließ auch die Erwachsenen, ob der größeren Starthöhe, mitmachen. Zudem verbreiten sich Samen gern, indem sie sich anhänglich machen. Davon zeugte auch das Fell des mitgekommenen Hundes, der sich gern von den Kletten befreien lies. Zudem wurde die Verbreitung von Samen durch Vögel entdeckt, was zwar nicht die appetitlichste Variante ist, aber so für jeden nachvollziehbar und anschaulich anhand eines Kothäufchens zu finden war. In diesem befand sich der Samen des Roten Hartriegels. Der Vogel frisst am Strauch die Früchte samt Samen. Später scheidet er den unverdauten und somit intakten Samen aus und trägt damit indirekt zur Verbreitung der Pflanzenart bei.
Allerhand praktische Tipps kamen zur Sprache, die die Interessierten gern mitgenommen haben. Beispielsweise enthält der Rainfarn, der in dieser Region überall zu finden ist, ätherische Öle und diese wirken abschreckend auf Parasiten wie Milben und Flöhe. Daher kann er gut in der Nähe des Hühnerstalls angesiedelt werden und so einen natürlichen Schutz bieten. Darüber hinaus konnte als Begleiter am Wegesrand dem Oregano eine weitere positive Eigenschaft zugeschrieben werden. Er ist nicht nur als Gewürz in der Küche geeignet, sondern auch für bestäubende Insekten sehr interessant. Daher ist es doppelt nützlich, diese Pflanze in seinem Garten zu haben. Zu den Pflanzen, die Insekten gern anfliegen, zählt auch die Waldrebe (auch Clematis genannt), die zudem den Vorteil hat, sehr schnell und blickdicht zu wachsen.

Abgeschlossen und abgerundet wurde die Erlebnisexkursion wieder am Startpunkt, dem Sportplatz Nochern. Eine Einlage hatte Manfred Braun noch vor und zog einen großen Stapel Karten aus der Tasche. Kurzerhand wurden Tische aufgebaut und mit circa 30 bunten Karten belegt. Diese zeigten heimische Tiere, denen dann der richtige Name zugeordnet werden sollte - ein großer Rätselspaß für alle Beteiligten. Die Kinder durften sich am Ende noch mit einem auf die Haut gestempelten Ahorn schmücken. So ging nach gut zwei Stunden ein weiterer Natur-Tag zu Ende. Bürgermeister Mike Weiland, der den Natur-Tag vor fünf Jahren als Gegenentwurf zur immer digitaler werdenden Welt ins Leben gerufen hat, war sichtlich zufrieden: „Diese und kommende Veranstaltungen, bei denen alle besser informiert und zufrieden nach Hause gehen, sollen uns daran erinnern, welch tolle und vor allem artenreiche Natur direkt vor unser aller Haustür liegt“, so Mike Weiland.